Vom Realschulabschluss zum Abitur
Die besten Umwege zur beruflichen Karriere
Um die allgemeine Hochschulreife zu erlangen, führen sprichwörtlich viele Wege nach Rom – vom Realschulabschluss zum Abitur ist einer davon. Diese Möglichkeit eignet sich entweder für Schüler nach dem erfolgreichen Abschluss der 10. Klasse oder für Personen, die auf dem Zweiten Bildungsweg ihr Abitur nachholen möchten.
Der Realschulschulabschluss lässt alle Möglichkeiten offen
Diejenigen, die sich nach dem Realschulabschluss anstatt der möglichen Lehre für das Abitur entscheiden, müssen bereits vorher einige Weichen anders als die „normalen“ Gymnasiasten gestellt haben.
Unbestritten könnten viele Viertklässler bedenkenlos mit ihrem Übertrittszeugnis oder einer schulischen Empfehlung der Grundschule das Gymnasium bis zum Abitur besuchen. Dennoch entscheiden sich heute eine Reihe von Eltern entgegen dem allgemeinen Trend, ihr Kind über die 4. Klasse hinaus in der Realschule beschulen zu lassen.
DENN: Auch Schüler, denen erst im Verlauf der Realschule die Wertigkeit des Abiturs klar wird, bei denen es erst später „Klick“ macht oder die vom Gymnasium zurück an die Realschule wechseln, weil sie etwa den schulischen Anforderungen nicht gewachsen waren, stehen mit einem Realschulabschluss dennoch alle Möglichkeiten offen.
Die Gründe, mit Beginn der 5. Klasse an der Realschule zu bleiben und eben nicht ans Gymnasium zu wechseln, können aus Eltern- und Schülersicht vielschichtig sein: Das Kind soll (noch) in der gewohnten Umgebung verbleiben, die erreichten Noten lassen Lernschwierigkeiten oder Überforderung befürchten, der Gruppenzwang schlägt unbarmherzig zu oder für den (derzeit) gewünschten Beruf ist kein Abitur notwendig. Auch organisatorische Schwierigkeiten wie die Transportbedingungen im ländlichen Raum können erschwerend wirken.
Top Realschulabschluss – und dann?
Mit einem erfolgreichen Realschulabschluss in der Tasche, entsprechenden Notenvoraussetzungen, einer Empfehlung für das Gymnasium oder einer Aufnahmeprüfung sowie einem Alter von unter 18 Jahren zum Stichtag 30.09. können geeignete Realschüler nach weiteren drei Schuljahren an allgemeinen oder beruflichen Gymnasien, Fachoberschulen, Beruflichen Oberschulen sowie Gemeinschafts- und Gesamtschulen – der Bildungsförderalismus lässt grüßen – die allgemeine Hochschulreife (Abitur) und damit die Berechtigung für ein Hochschulstudium erwerben.
Zudem vermitteln berufliche Gymnasien und Berufliche Oberschulen als Spezialform der Berufsschule sowohl allgemeine gymnasiale als auch spezielle berufliche Bildung, die für ausgewählte akademische Studienrichtungen sehr hilfreich sein kann.
Von der Realschule zum Gymnasium – alles easy?
Schüler, die erst nach dem Realschulabschluss ans Gymnasium wechseln, sollten dafür gute Vorkenntnisse in den Kernfächern Deutsch, Englisch, Mathe, Physik und Chemie sowie eine hohe Leistungsbereitschaft mitbringen. Da auf diesen „Zug“ meist Jugendliche aufspringen, die unbedingt ein Hochschulstudium absolvieren möchten, sind durch die verkürzte gymnasiale Ausbildungszeit intensive Lernphasen zu bewältigen, die insbesondere das vorher gewohnte Freizeitverhalten nachhaltig beeinflussen. Zu Mitleid berechtigt dies allerdings nicht.
Bei einem Übertritt von der Realschule ans Gymnasium werden die Schüler im Rahmen von Einführungsklassen, die etwa der gymnasialen 10. Klasse entsprechen, gezielt in den Fächern gefördert, in denen sie keine oder ungenügende Voraussetzungen mitbringen (z. B. zweite Fremdsprache) und die in der schriftlichen Abiturprüfung verbindlich sind. Anschließend folgt die zweijährige Qualifikations- oder Qualifizierungsphase mit der Erlangung des Abiturs.
Mit einem Realschulabschluss Nachholen des Abiturs auf dem Zweiten Bildungsweg
Wenn Sie an die Realschule eine Lehre angeschlossen haben und sich im Laufe Ihrer beruflichen Laufbahn weiterentwickeln oder höher qualifizieren möchten (müssen), können Sie das Abitur berufsbegleitend an Fernschulen, Abendschulen, Volkshochschulen oder mit dem Online Abitur nachholen.
An Fernschulen wie dem ILS, der SGD, HAF und FEB erwerben Sie in einer Lehrgangsdauer von 32 Monaten und einer staatlichen Prüfung berufsbegleitend das Abitur, sofern Sie einen Realschulabschluss sowie eine mindestens dreijährige Berufstätigkeit als Zugangsvoraussetzung nachweisen können. Sie studieren flexibel und weitgehend zeit- und ortsunabhängig.
Beim Nachholen des Abiturs an Abendschulen sitzen Sie wieder auf der Schulbank und lernen nach Feierabend oder an Wochenenden nach einem festen Lehrplan. In Abhängigkeit vom Bundesland dauert die Ausbildung 3, maximal 4 Jahre.
Das Online-Abitur ist eine attraktive Alternative für Berufstätige mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, wird aber bisher nur ein einigen Bundesländern angeboten. Abitur online kombiniert Selbstlern- und Präsenzphasen zu je etwa 50 % und dauert in der Regel 3 Jahre.
Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 18 Jahren, abgeschlossene Berufsausbildung oder mindestens 2-jährige Berufserfahrung sowie ein aktuell bestehendes Arbeitsverhältnis.
Für das Nachholen des Schulabschlusses können Sie zudem unter bestimmten Voraussetzungen Förderungen und Zuschüsse wie etwa Schüler-BAföG beantragen.
FAZIT:
Mit einem erfolgreichen Realschulabschluss haben Sie alle Chancen, das Abitur zu erlangen und damit den hohen Anforderungen der Wirtschaft gerecht zu werden oder sich mit einem anschließendem Studium zu qualifizieren.
Ob Sie die allgemeine Hochschulreife auf dem direkten Weg erwerben oder nach einigen Jahren Berufserfahrung das Abitur nachholen, hängt von Ihrem persönlichen Werdegang und Entwicklung ab.
Nachholen ist fraglos schwerer, aber manchmal können wir es uns nicht aussuchen! Alles ist möglich!
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